Entwicklung eines aktionalen Gestaltungsmodells zur Erhöhung der Prozess- und Ergebnisqualität in Großbauvorhaben (Balanced Resilient Performance)

Von Dr.-Ing. Martin Hiester, Träger des ersten Preises des Studienpreises 2019

Deutliche Fehlentwicklungen prägen derzeit das Bauprojektmanagement von Großprojekten in Deutschland. Berichte über exorbitante Terminverzögerungen, massive Kostenüberschreitungen und Konflikte zwischen den Projektbeteiligten bestimmen die Wahrnehmung zum Bauprojektmanagement von Großprojekten.

Die Ausführungen in der deutschsprachigen Literatur sowie die Wortmeldungen von Projektbeteiligten, der Politik und diverser Interessengruppen lassen kein einheitliches Bild zum Thema Großprojekte erkennen. Insgesamt sind die Darstellungen von Problemen wie auch Lösungsvorschlägen widersprüchlich, ungenau und unvollständig. Gleichzeitig spielt das Bauprojektmanagement von Großprojekten unter Berücksichtigung der damit verbundenen besonderen Gegebenheiten des deutschen Baumarktes bisher in der wissenschaftlichen Betrachtung eher eine untergeordnete Rolle.

Die Dissertation greift diese Situation auf. Auf Basis einer systematischen Aufarbeitung und Analyse der aktuellen Situation durch eine qualitative Empirie und der Auswertung nationaler und internationaler Studien wird ein umfassendes Verständnis für die von Komplexität beherrschte Gesamtsituation erarbeitet.

Abb. 1: Sphären im Großprojekt

Die systemtheoretische Betrachtung zum Umgang mit Fragen der Komplexität, der Handhabung von Unsicherheiten und Risiken sowie der Erhöhung von Resilienz und Anpassungsfähigkeit von Systemen zur Unterstützung der darin agierenden Personen bilden die Grundlage für die Ausarbeitung eines Lösungsansatzes. Untersuchungen zum Umgang mit Kosten und Risiken in britischen Großprojekten ergänzen wichtige Aspekte zu einem strukturierten Risikomanagement.

Darauf aufbauend wird ein bislang nicht existierendes aktionales Gestaltungsmodell entwickelt. Das Gestaltungsmodell berücksichtigt auf der einen Seite die ganzheitliche Betrachtungsweise der Systemtheorie, auf der anderen Seite trägt es dem enormen organisationalen Aufwand und der Größe der Herausforderung sowie der Risiken Rechnung.

Abb2. Aktionales Gestaltungsmodell

Zentrale Gestaltungs‐ und Handlungsempfehlungen ergänzen das aktionale Gestaltungsmodell mit anwendungsorientierten Prinzipien. Sie greifen maßgebliche Aspekte aus den Bereichen ‚Projektziele‘, ‚Projektorganisation, ‚Prozessstabilität‘, ‚Methoden und Werkzeuge‘, ‚Projektkomplexität‘, ‚Leadership und Verantwortung‘ sowie ‚Unsicherheiten und Risiken‘ auf.

Abb3. Balanced Resilient Performance

Gemeinsam tragen sie zu einer „Balanced Resilient Performance“ bei und dienen dem Management als Ordnungsrahmen, um ein anspruchsvolles Großbauvorhaben in einem dynamischen Umfeld strategisch und ganzheitlich auszurichten, professionell und widerstandsfähig zu gestalten und wirkungsvoll umzusetzen.