PM-Standortbestimmung – sind wir noch auf dem richtigen Weg?

Tagungsbericht der Jahrestagung 2021 in Hamburg

Raimo Hübner versucht den Blick in die Zukunft

Der Weg zu dieser Tagung sollte nun wirklich kein Leichter sein: Vom neuen Vorstand ursprünglich für das Frühjahr 2020 geplant, musste diese Tagung Corona-bedingt mehrfach verschoben werden, so dass sie schließlich mit einiger Verspätung am 22. Oktober 2021 an ihrem Ziel angekommen ist. Dabei haben die tiefgreifenden Veränderungen der letzten beiden Jahre in puncto Gesellschaft, Arbeitswelt und Politik bestätigt, dass die Zeit für kritische Reflexionen und neue Perspektiven – Stichwort: Digitalisierung – gekommen ist.

So hat dann auch Raimo Hübner den Aufschlag gemacht und auf so unterhaltsame wie anspruchsvolle Weise einen langen und breiten Bogen gespannt vom Beginn der Schöpfung bis zu den großen Herausforderungen technischer, ökologischer und ökonomischer Art unserer Zeit. Damit hat er den Boden für unterschiedliche Lösungsansätze der nachfolgenden Vorträge bereitet.

„Künstliche Intelligenz“ lautete das Zauberwort, dem sich kurzerhand Patrick Wenzel angenommen hat, nachdem der dafür ursprünglich gewonnene Referent nicht mehr zur Verfügung gestanden hat. Wie früher in der Schule, wenn der Vertretungslehrer Filme gezeigt hat, hat Wenzel anhand einer sorgsam kuratierten Auswahl von Youtube-Einspielern sehr anschaulich gezeigt, was schon heute in diesem Bereich möglich ist. Ein Schwerpunkt lag in der automatisierten Auswertung von Bild- und Videomaterial.

In der „regulären Folgestunde“ hat Boris Düdder das Niveau wieder deutlich angezogen und Wirkungsweise und Einsatzmöglichkeiten der Blockchain-Technologie erläutert. Wenngleich das für die Praktiker des Projektmanagement bisweilen etwas abstrakt gewirkt haben mag, sind doch die Nutzenpotentiale etwa im Bereich der fälschungsicheren Dokumentation und ihrer nachverfolgbaren Entwicklung deutlich geworden. Anknüpfend an den Vortrag von Wenzel könnten beispielsweise Videokameras Lieferungen überwachen und durch automatische Bilderkennung die Beweise für die erfolgreiche Leistungserbringung gesichert in der Blockchain speichern, um anschließend Zahlungsvorgänge automatisch auszulösen.

Vergleichsweise bodenständiger sind dann wieder die beiden Vorträge zum Pro und Contra der Integrierten Projektabwicklung (IPA, engl. Integrated Project Delivery IPD) ausgefallen. Dabei haben Markus Lentzler und Walter Klein bewusst zwei gegensätzliche Standpunkte zu dem Thema eingenommen, das aktuell als ein hoffnungsvoller Lösungsansatz für die Probleme gehandelt wird, die bei komplexen Projekten immer wieder zu Tage treten.

Nach der Mittagspause bot das „World Café“ Gelegenheit für Bewegung und Interaktion im fachlichen Austausch. Dazu war jeder Referent Gastgeber eines von vier Tischen, an denen in vier wechselnden Runden eine Stunde lang lebhaft zu den Referatsthemen diskutiert wurde. In der Abschlussrunde haben die vier Gastgeber die Diskussionen schließlich für alle zusammengefasst, bevor die Tagung mit der traditionellen Baustellenbesichtigung des Überseequartiers ihren krönenden Abschluss finden konnte.

Was die Tagungsteilnehmer dort erwartet, hatten Thomas Kleist und Kai Weist zuvor in einem kombinierten live-online-Vortrag vorgestellt. Das Projekt dürfte nicht nur in puncto Größe und baulicher Komplexität Maßstäbe setzen, sondern auch eines der derzeit größten BIM-Anwendungsfälle in Deutschland sein. Die dabei gewonnenen Erfahrungen erwartet die ganze Branche mit Spannung.