Entwicklung einer BIM basierten Planung zur Integration der Nachunternehmerplanung

Ines Angele

Die BIM-Methodik bietet enorme Potentiale für die Bauwirtschaft, beispielsweise zur Produktivitäts- und Qualitätssteigerung. Viele Auftraggeber haben dies erkannt und fordern deshalb zunehmend BIM-Leistungen bei Generalunternehmen ab. Dabei lässt sich feststellen, dass sich die inzwischen angefragten BIM-Leistungen zunehmend im Komplexitätsgrad erhöhen und nun auch späte Leistungsphasen einbezogen werden sollen. Feststellen lässt sich diese Entwicklung insbesondere an der inzwischen vermehrt geforderten Integration von Nachunternehmen in die BIM-Leistungen, für die es momentan in der Praxis noch keine Lösung gibt.

Die angefragten Leistungen zur Integration von Nachunternehmen umfasst dabei sowohl Planungs- als auch Informationslieferleistungen. Der bisherige Lösungsansatz für die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit auf Grundlage der BIM-Methodik zwischen unterschiedlichen Planungsbeteiligten über den Austausch von IFC-Dateien lässt sich nicht auf die Zusammenarbeit mit den Nachunternehmen übertragen. Dies liegt vor allem darin begründet, dass im Verhältnis zum Nachunternehmen dieselben Bauteile – in unterschiedlichen Detaillierungsgraden und mit unterschiedlichen Planungszielen – beplant werden, während bei der aktuell gängigen modellbasierten Zusammenarbeit zumeist eine gewerke- und bauabschnittsweise Teilung erfolgt. Zur Erfüllung der auftraggeberseitigen Anforderungen kommen aktuell als Übergangslösung Transformationsverträge zum Einsatz. Dabei werden Planungsergebnisse von Dritten in einen BIM-Standard konvertiert. Die Mehrwerte einer BIM-basierten Arbeitsweise werden dabei jedoch nur unzureichend genutzt; stattdessen werden Ressourcen durch doppelte Planungsaufwendungen verbraucht. Damit zeigt sich der aktuell unbefriedigte Bedarf nach einem integralen BIM-Prozess eines Generalunternehmens und seinen Nachunternehmen.

Aus diesem Grund wurde in der Masterarbeit ein gemeinsamer BIM-Prozess mit dem Nachunternehmen erarbeitet, der das Nachunternehmen und dessen Werk- und Montageplanung in die modellbasierte Planung des Generalunternehmens integriert und dabei die Mehrwerte der BIM-Methodik nutzt. Ziel war dabei die Entwicklung eines funktionsfähigen Soll-Prozesses, der es Generalunternehmen in der Bauwirtschaft ermöglicht, ihre Nachunternehmen und deren Planungs- und Informationslieferleistungen in die eigene BIM-basierte Planung zu integrieren.

Dazu wurden die relevanten Ist-Prozesse beim Generalunternehmen aufgenommen und die daraus resultierende Grundlage für das Nachunternehmen beschrieben. Ebenso wurden die Ist-Prozesse beim Nachunternehmen aufgenommen und dokumentiert. Auf Grundlage der aufgenommenen Prozesse wurden die Anforderungen an einen gemeinsamen BIM-Prozess aus Sicht von General- und Nachunternehmen abgeleitet. Die abgeleiteten Anforderungen gehen dabei weit über den aktuell in der Praxis gängigen Austausch von LOD-Anforderungen hinaus und definierten das Pflichtenheft für den zu erarbeitenden Soll-Prozess. Im Zuge der Masterarbeit wurden Maßnahmen zur Erfüllung der aufgenommenen Anforderungen getroffen und in der Ausgestaltung des Soll-Prozesses verwertet. In einer Diskussionsrunde mit General- und Nachunternehmen wurden mögliche Chancen und Risiken eines gemeinsamen BIM-Prozesses aufgenommen, bewertet und Maßnahmen abgeleitet.

Auf Grundlage der aufgenommenen Prozesse, der erarbeiteten Anforderungsdefinition und der Ableitung und Analyse der Chancen und Risiken wurde ein gemeinsamer Soll-Prozess zur Integration des Nachunternehmens entwickelt. Damit wurde die bisherige Forschungslücke geschlossen. Anschließend wurde der erarbeitete Soll-Prozess durch die Erprobung in einer Fallstudie an einem realen Projekt empirisch evaluiert. Dadurch erfolgte der Nachweis der Funktionsfähigkeit und der Praxistauglichkeit des erarbeiteten Prozesses. Optimierungspotentiale wurden im Zuge der Erprobungsphase identifiziert und für den weiteren Einsatz des Prozesses dokumentiert.

Um die gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis zu übertragen, wurde abschließend mithilfe von Experteninterviews validiert, inwieweit der erarbeitete Soll-Prozess einen Beitrag zum Erreichen der BIM-Ziele leistet. Dabei zeigte sich, dass der in der Masterarbeit entwickelte Soll-Prozess zur Integration von Nachunternehmen dazu beiträgt, nicht-wertschöpfende Doppelarbeiten zu verringern, zur Effizienzsteigerung beizutragen, eine transparente Zusammenarbeit fördert, die Qualitätssicherung erleichtert, der Komplexitätsbeherrschung und der besseren Nachvollziehbarkeit dient, die Kosten- und Terminsicherheit erhöht und das Verständnis für Projekt und Bausoll verbessert. Auf Grundlage dieser Verifikation wurden Handlungsempfehlungen abgeleitet, die Implikationen für die weitere Verwendung und Übertragung des Prozesses enthalten.

Die Erkenntnisse dieser Arbeit richten sich in erster Linie an Unternehmen der Bauwirtschaft und Personen aus der Forschung, deren Interesse im Bereich der digitalen Transformation allgemein sowie im Bereich BIM und in der Integration eines Projektbeteiligten in die BIM-Arbeitsweise im Speziellen liegt.