Die von Frau Dr.-Ing. Lisa Lenz im Rahmen des Graduiertenkollegs 2193 am Lehrstuhl Baubetrieb und Bauprozessmanagement der TU Dortmund verfasste Dissertation fokussiert, modellbasierte Entscheidungsunterstützungsmethoden zur Verkürzung und Effizienzsteigerung eines Fabrikanpassungsprozesses aus baulicher Sicht und damit zur Erhöhung der Anpassungsintelligenz von Fabriken. In diesem Kontext wurden insbesondere Prüfungsmöglichkeiten von geometrischen und qualitativen Randbedingungen, die Evaluation von Fabrikadaptionen in der Betriebsphase der Immobilie aus baulicher Sicht und Interdependenzen zu anderen Disziplinen in der Fabrik untersucht.
Archiv der Kategorie: Fachbeiträge
Haben wir Bauprojektmanagement verlernt?
BIM als Instrument zur Zertifizierung von Green Building: Eine Bewertung der Energiekategorie LEED, BREEAM und DGNB
Die Architektur-, Ingenieur- und Bauindustrie steht vor wesentlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit den drei nachhaltigen Säulen (sozial, wirtschaftlich und ökologisch), z.B. der Verringerung der CO2-Emissionen, dem Verbrauch von Energie und Rohstoffen, der Gestaltung nachhaltiger Städte und der Verbesserung der Methoden und Technologien zur Minimierung von Kosten- und Umweltproblemen.
Eine Alternative zur Bewältigung dieser Herausforderungen sind die Green Building Certifications (GBCs), wie z.B. Leadership in Energy and Environmental Design (LEED), Building Research Establishment Environmental Assessment Methodology (BREEAM) und German Sustainable Building Council (DGNB), und die neuen Instrumente zur Unterstützung ihres Umsetzungsprozesses, wie z.B. BIM.
Das Hauptziel dieser Arbeit ist die Untersuchung der Tragfähigkeit der Verwendung von BIM in den Prozess der Zertifizierung der Energiekategorie von LEED, BREEAM und DGNB für neue Projekte mit Hilfe einer Fallstudie das Projekt EUREF HAUS 12 – 13. Die Methodik, die zur Erreichung dieses Ziels festgelegt wurde, ist deskriptiv-explorativ und berücksichtigt vier Forschungstechniken, Bibliografieüberprüfung, semi-strukturierte Interviews, BIM-Fallstudienanalyse und Arbeitstreffen mit einem BIM-Experten. Diese Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert. Kapitel I erläutert den Forschungsumfang dieser Studie; Kapitel II betrachtet die Literaturrecherche; Kapitel III zeigt die Fallstudie; Kapitel IV stellt die Ergebnisse vor, und das letzte Kapitel enthält die Schlussfolgerungen, Empfehlungen und die relevanten Themen, die in Zukunft untersucht werden sollen.
Die Ergebnisse zeigen, dass BIM den gesamten Energiebedarf von LEED, BREEAM und DGNB decken kann und dass trotz der Herausforderungen, die die Umsetzung von BIM in GBCs darstellt, die Vorteile davon die Effizienz dieses Prozesses deutlich erhöhen.
Der Zielsetzung von Verein und Förderpreis entsprechend vermittelt die 1WVPM gerne den Kontakt zur Autorin.
Entwicklung eines Entscheidungsunterstützungssystems zur Auswahl eines Projektabwicklungsmodells für Hochbauprojekte
von Dennis Mayer
Kostenerhöhungen, Terminüberschreitungen und Streitigkeiten zwischen Projektbeteiligten, die nicht selten vor Gericht enden, sind Missstände die sich nicht nur bei großen Prestige-Projekten, sondern teils in den alltäglichen Arbeiten in der Bauindustrie finden.
Um unter diesen Voraussetzungen – projektbezogene Einflüsse und externe Rahmenbedingungen – möglichst effizient Bauprojekte abzuwickeln, sind Überlegungen zur Umsetzungs- und Abwicklungsstrategie der Bauprojekte unumgänglich.
Die vorliegende Masterarbeit setzt sich daher mit der Wahl der bauprojektspezifisch optimalen Projektabwicklungsform auseinander. Dabei werden maßgebliche traditionelle und innovative Elemente der Bauprojektabwicklung in Deutschland untersucht und eine mögliche Definition für Projektabwicklung als Kombination aus Vergabeart, Vertragsart und Unternehmereinsatzform herausgearbeitet.
Zur Wahl der Komponenten der Projektabwicklung wird die Nutzwertanalyse als Kern des Entscheidungsunterstützungssystems gewählt. Die Projektabwicklungsformen als Handlungsalternativen werden dabei mithilfe eines projektindividuell erweiterbaren Kriterienkatalogs bewertet und gewichtet. Die in fünf Hauptkriterien aufgeteilten Unterkriterien sind aufgrund der Vielzahl einzubeziehender Handlungsalternativen auf Basis vorhandener Forschungsergebnisse pauschalisiert bewertet, können jedoch projektspezifisch angepasst werden.
Ergänzt wird die Nutzwertanalyse um eine qualitative Bewertungsmatrix zur Wahl des geeignetsten Vergabeverfahrens eines Sektorenauftraggebers.
Insgesamt zielführend für eine effiziente Abwicklung eines Bauprojekts ist letztlich eine optimal auf das Projekt abgestimmte Projektabwicklungsform. Mit dem vorliegenden Entscheidungsunterstützungssystem können auf Basis der gegebenen und der beeinflussbaren Bedingungen eines Projekts die projektspezifisch optimalen Komponenten der Projektabwicklung ermittelt werden.
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Vertragsergänzungen bei Bauzeitverzögerungen auf Ausführungsebene
Herausforderungen und Aufgabenstellungen des Projektsteuerers als direkter Erfüllungsgehilfe des öffentlichen Bauherrn im Falle eines länger andauernden Bauunterbrechungsszenarios
von Laszló Alexander Kreysern
Wie komplex und somit auch störungsanfällig großformatige Bauvorhaben sein können, beweisen aktuelle und prominente Großprojekte in der Bundesrepublik. Die Presse spricht in diesem Kontext von „peinlicher Normalität“ und bezieht sich damit insbesondere auf regelmäßig gesprengte Termin- und Kostenrahmen. Mögliche Auslöser für tiefgreifende Bauablaufstörungen sind dabei so vielseitig wie die daraus erwachsenden Konsequenzen für die am Projekt Beteiligten. Daraus erwächst die mit Sicherheit berechtigte Frage, weshalb es immer wieder zu derartigen Fehlentwicklungen bei Bauprojekten kommt. Fakt ist, dass das Risiko dieser Entwicklungen auch in Zukunft nicht vollkommen ausgeschlossen werden kann und sich daher zwangsläufig und vermehrt die Frage nach sich daraus ergebenden Maßnahmen stellt. Die Zeiten steigender Rechtsstreitigkeiten und einer überhitzten Baukonjunktur fordern ein Umdenken im Bauprojektmanagement und damit auch die Erarbeitung einer konfliktarmen und praktikablen Handlungsstrategie für den Fall eines eingetretenen Störungsszenarios auf Basis einer kooperativen Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Auftraggebern und Bauauftragnehmern.
Die von Herrn Laszló Alexander Kreysern zur Erlangung des M.Sc. REM + CPM an der Bergischen Universität Wuppertal verfasste Thesis widmet sich dabei in erster Linie der Fragestellung, mit welchen Herausforderungen die vom öffentlichen Bauherrn eingesetzte Projektsteuerung im Falle eines einschneidenden Störungsszenarios konfrontiert wird. Der Verfasser konzentriert sich dabei im Wesentlichen auf das Erfordernis von Vertragsergänzungen mit im Bauprojekt eingesetzten Unternehmen auf Ausführungsebene. Anhand eines konkreten, ablaufgestörten Großbauvorhabens legt der Verfasser dar, welche Schlüsselposition die Projektsteuerung als direkter Erfüllungsgehilfe des öffentlichen Bauherrn einnehmen muss und welche, über den Umfang des AHO-Kataloges hinausgehenden Zusatzleistungen in diesem Zusammenhang erforderlich werden können.
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Von Tesla Bauen lernen?
Im Handelsblatt vom 02.10.2020 wird Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Worten zitiert, es freue sie, „… dass Brandenburg mit Tesla zeigt, wie man mit unseren Gesetzen und Fördermöglichkeiten auch in kurzer Zeit Dinge durchsetzen kann.“ Vor dem Hintergrund prominent gescheiterter Bauvorhaben auch aus der näheren Nachbarschaft ist diese Aussage zwar nicht zu beanstanden, mindestens gleichberechtigt sollte sie aber auch lauten: was man trotz unseren Gesetzen durchsetzen kann.
Tatsächlich können wir von Tesla lernen, und zwar in den Bereichen Übernahme von Verantwortung, Treffen von Entscheidungen und ihrer konsequenten Umsetzung. Das schließt die Bereitschaft zur Übernahme kalkulierbarer Risiken mit ein, was etwa den Baustart vor dem Vorliegen einer abschließenden Baugenehmigung betrifft. Brandenburg scheint hier schon von Tesla gelernt zu haben, wie unter verantwortungsvollem Ermessen Wege freigemacht werden können, die formal mit Steinen geradezu überschüttet sind. Das wirft die Frage auf, inwieweit die Notwendigkeit von Sonderwegen nicht zugleich zum Anerkenntnis führen sollte, dass die Hauptwege über die Jahre zu Irrwegen geworden, und grundlegend neu zu trassieren sind.
Bis dies der Fall ist, scheint Brandenburg tatsächlich eine Vorreiter-Rolle zu übernehmen, die am Beispiel der Schiersteiner Brücke auch für das Land Rheinland-Pfalz Vorbildcharakter gehabt haben könnte: Diese zwischen den Landeshauptstädten Mainz und Wiesbaden verlaufende Brücke wird auf nördlicher hessischer Seite sechsstreifig ausgebaut und sollte auf rheinland-pfälzischer Seite u. a. wegen einiger Weißstörche in den bestehenden vierstreifigen Anschluss münden. Man muss kein Verkehrsplaner sein um zu ahnen, dass das nicht sinnvoll sein kann, kein Hellseher um zu wissen, dass am Ende doch ein sechsstreifiger Ausbau stehen wird und kein Volkswirt um zu wissen, dass solche damit verbundenen Streitereien der Volkswirtschaft erheblichen Schaden zufügen. Formal und politisch alles korrekt – aber am Ende eben außer Spesen nichts gewesen.
Die Lektion, die von Grünheide ausgehen sollte, kann daher nur zweierlei bedeuten: Zum Einen bedarf es endlich und dringend eines Grundreinemachens in dem über die Jahrzehnte angesammelte Regelungsballast, der im Bemühen, es allen recht machen wollte, schließlich zur Verstopfung geführt hat. Zum Anderen bedarf es vermehrt mutiger Verantwortungs- und Entscheidungsträger auch auf öffentlicher Seite, die in der Überbrückungszeit ermessensvoll nach Lösungen suchen auf die Gefahr hin, dass sich diese hinterher als falsch herausstellen. Denn nur, wer nicht entscheidet, macht keine Fehler – und das können wir uns am Standort Deutschland immer weniger leisten.
Mitglied der 1WVPM erhält Auszeichnung für sein Engagement in der Lehre
Unser Mitglied Prof. Horst Roman-Müller erhielt am 2.9.2020 vom Präsidenten der Hochschule RheinMain, Prof. Dr. Detlev Reymann, eine Urkunde des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (HMWK), die sein Engagement in der Lehre ausdrücklich würdigt. Prof. Roman-Müller entwickelte ein neues Vorlesungskonzept für praxisnahes Projektmanagement am Bau, das sich für die Wettbewerbsrunde des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre 2020 qualifizierte und auf den vierten Platz kam. Die Preisjury – fünf Lehrende, fünf Studierende und eine Vertreterin des Ministeriums – überzeugte sich bei einem Vor-Ort-Besuch, erhielt viele Informationen und positive Eindrücke. Sie sprach sich dafür aus, sein Engagement in der Lehre mit einer Urkunde des Landes Hessen offiziell anzuerkennen.
Problem-Based-Learning-Ansatz ausgebaut
Ein Didaktik-Seminar zu „Problem-based Learning“ inspirierte Prof. Roman-Müller gleich zu Beginn seiner Tätigkeit an der Hochschule RheinMain zu einem neuen Vorlesungskonzept. Seine Methode entwickelte er bereits vor drei Jahren und sie wird stetig optimiert: „Für rund 600 Studierende im vierten Semester eine klassische Vorlesung über Projektmanagement zu halten, erschien mir sehr schwierig und wenig geeignet. So habe ich ein realitätsnahes Programm mit aufeinander aufbauenden Szenarien aus dem Hochbau entwickelt, die die studentischen Gruppen eigenständig bearbeiten und daraus Fragen ableiten mussten. Neben fachlichen Kompetenzen werden oft vernachlässigte soziale und methodische Kompetenzen gefordert und gefördert. Durch die Corona-Situation fand das Ganze nun digital statt, was ebenfalls prima geklappt hat“, so Roman-Müller. „Das Feedback der Studierenden ist überwiegend sehr positiv.“ Die Hochschulleitung unterstützte das Konzept von Anfang an; darüber hinaus begleitete ein Coach Prof. Roman-Müller bei seiner neuen Didaktik-Methode.
Hessischer Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre
Der Hessische Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre zeichnet hervorragende Lehre an den staatlichen und nichtstaatlichen Hochschulen in Hessen aus. Im Jahr 2020 wurde er bereits zum elften Mal verliehen. Insgesamt wurden 115.000 Euro Preisgeld für die prämierten Lehrprojekte vergeben. Die Veröffentlichung der Ausschreibung 2021 wird voraussichtlich zu Beginn des Wintersemesters 2020/2021 erfolgen.
Die ideale Bürgerbeteiligung
Die ideale Stadtverwaltung schreibt die Beteiligungsverfahren aus, um das ideale Büro zur Durchführung zu finden. Mehrere Büros mit Erfahrung in kreativen Prozessen bewerben sich und schlagen innovative Werkstattverfahren zur Ideenentwicklung vor. Die Auswahl des idealen Büros erfolgt selbstredend nicht aufgrund des günstigsten Preises oder lokaler Liebschaften, sondern transparent nach offengelegten Kriterien wie Passgenauigkeit, Kreativität und Zielorientierung des Prozesses. So gelingt es, das ideale Verfahren für jedes individuelle Projekt zu finden.
Und schon geht’s los: Das ideale Beteiligungsverfahren zieht sich nicht wie Kaugummi in die Länge – es ist ein kompaktes Festival der Ideen. Es ist transparent. Jederzeit ist sicht- und nachvollziehbar, wann was passiert, wer was macht und wo man sich einbringen kann. Es kommuniziert auf vielen Kanälen: Digitale Beteiligung aus der Ferne ist genauso möglich wie das persönliche Vier-Augen-Gespräch vor Ort. Die Vielfalt der Partizipationsformate öffnet verschiedenste Türen: Interaktive Workshopformate bieten die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen, Dialogforen die Chance, mit den PlanerInnen zu diskutieren, Infoveranstaltungen und Medienbeiträge bringen Interessierte regelmäßig auf den Stand der Dinge, temporäre Interventionen lassen neue Räume auf Zeit entstehen, Schülerwerkstätten binden die Jugend ein, Stadtspaziergänge öffnen neue Perspektiven und das Stadt-Um-Bau-Modell weckt den Ehrgeiz jeder Hobbyarchitektin und jedes Heimwerkers, und vielleicht bereichern sogar noch ein paar Architektur-StudentInnen die Ideensammlung durch ihre verrückten Visionen. Und weil ehrenamtliche Arbeit belohnt werden muss, gibt es nicht nur Leitungswasser, sondern leckeres Essen für alle MitdenkerInnen!
Die stille Zuhörerin ist genauso willkommen wie der quirlige Ideenfeuerwerker und die gewitzte Fragestellerin. Und: Die ideale Bürgerbeteiligung kommt natürlich nicht ohne ideale Kritikaster aus. Auch wenn diese oft sehr direkt sind und durchaus unangenehme Momente erzeugen können – sie müssen einfach sein. Sie sind wichtig, um das Verfahren zu hinterfragen, Knackpunkte aufzuzeigen und den Finger in die Wunde zu legen. Statt in großen Turnhallen verzweifelten BürgermeisterInnen wütende Worte ins Gesicht zu schleudern, werden sie in kleinen Arbeitsrunden gehört, eingebunden, ihren Anliegen auf den Grund gegangen und in konstruktive Teile des Konzepts umgemünzt. Es entsteht Akzeptanz.
Wer da nicht mitmacht, ist idealerweise selber schuld.
Natürlich bringt die ideale Bürgerbeteiligung konkrete Ergebnisse, die nicht nur öffentlich präsentiert und gut dokumentiert werden, sondern sogar umgesetzt werden können und wollen. Manches gar sofort – anhand erster Veränderungen wird sichtbar, dass etwas passiert, dass BürgerInnen etwas bewegen können, dass ihr Wort etwas zählt. Manches dauert ein bisschen länger, weil StadtplanerInnen, ArchitektInnen und LandschaftsarchitektInnen professionelle Pläne entwickeln müssen. Das Ergebnis wird dafür aber richtig gut, weil es gemeinsam mit den StadtbewohnerInnen erdacht wurde. Manches liegt noch in der Ferne, ist aber die Vision, die alle gemeinsam entwickelt haben und die Schritt für Schritt Realität werden soll.
Und übrigens: derartige Verfahren funktionieren nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Dorf, in Schulen und in Unternehmen – es gibt ja solche Projekte schon.
Aber wie ideal wäre es, wenn es noch viel mehr davon gäbe …
Prof. Dr.-Ing. Florian Kluge, Landschaftsarchitekt, ist Gesellschafter der nonconform ideenwerkstatt. Das Büro mit sieben Standorten in Österreich und Deutschland ist Spezialist für kreative Beteiligungsprozesse. Kluge ist zudem Professor für Projektmanagement und leitet das Institut für Prozessarchitektur an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter.
1WVPM auf TGA-Wirtschaftsforum in Frankfurt/M.
Der BTGA veranstaltete den interdisziplinären Branchentreff gemeinsam mit dem Fachverband Gebäude-Klima e. V. (FGK) und dem Herstellerverband Raumlufttechnische Geräte e. V. (RLT-Herstellerverband). Weitere Partner waren die 1. Wissenschaftliche Vereinigung Projektmanagement e. V. (1.WVPM), der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V., der Zentrale Immobilien Ausschuss e. V. (ZIA) und die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AHK).
Die 1.WVPM war mit 4 Rednern und Podiumsdiskutanten (Prof. Dr.-Ing. Mike Gralla, RA Prof. Dr. Klaus Eschenbruch, Karl-Walter Schuster und Michael Hiss) sowie Prof. Dr.-Ing. Norbert Preuß als Moderator einer Podiumsdiskussion prominent vertreten:
Prof. Gralla eröffnete den Themenkomplex „Partnering“ mit einer fundierten Übersicht der verschiedenen Abwicklungsmodelle und machte dabei die verschiedenen Dimensionen von Partnering und deren Ausprägung deutlich. Prof. Eschenbruch referierte über die aktuell diskutierten Mehrparteienverträge und arbeitete dabei sehr anschaulich heraus, dass diese ein durchaus herausforderndes Spezial-Werkzeug für einen kleinen Kreis potentieller Projekte darstellen. Karl Walter Schuster führte umfassend in die Behaglichkeitskriterien der IEQ Indoor Environment Quality ein und wies dabei darauf hin, dass der Großteil der messbaren Luftbelastung von der Außenluft in die Gebäude eingetragen werden. Michael Hiss erläuterte anhand der klassischen Einzelvergaben bei den Terminal-Großbauprojekten des Flughafens Münchens, dass Partnering neben professioneller Organisation vor allem die entsprechende Haltung und Kultur aller Beteiligten voraussetzt.
Prof. Preuß moderierte die inhaltlich weit gespannte Podiumsdiskussion zur Kluft zwischen Energieeffizienz, Bezahlbarbeit und Behaglichkeit, in deren Verlauf die Komplexität aus normativen und gesetzlichen Vorgaben gegenüber technischen wie kommerziellen Parametern deutlich wurde.
„Wir haben den vor zwei Jahren gestarteten, zielorientierten Dialog mit den am Bau Beteiligten erfolgreich fortgesetzt“, sagte Günther Mertz, Geschäftsführer der drei Verbände, die das Wirtschaftsforum tragen. „Das interdisziplinäre TGA-Wirtschaftsforum ermöglicht einen konstruktiven Austausch mit Planern, Architekten, der Hochbauindustrie, dem Projektmanagement und den Kunden und Nutzern unserer Technik. Wir werden den Dialog fortsetzen – beim nächsten TGA-Wirtschaftsforum 2021, das mindestens genauso erfolgreich sein wird wie die beiden ersten.“
Veranstaltung war für die 1.WVPM nicht nur eine gelungene Außendarstellung, sondern auch eine gute Möglichkeit der weiteren Vernetzung mit der erfolgskritischen Technischen Gebäudeausrüstung. Es wurde dabei deutlich, dass den Herausforderungen der Bau- und Immobilienbranche nur mit vernetzten Ansätzen und dem Wissen um die Zusammenhänge angemessen begegnet werden kann – ganz im Sinne unserer Vereinsziele!
Entwicklung eines aktionalen Gestaltungsmodells zur Erhöhung der Prozess- und Ergebnisqualität in Großbauvorhaben (Balanced Resilient Performance)
Deutliche Fehlentwicklungen prägen derzeit das Bauprojektmanagement von Großprojekten in Deutschland. Berichte über exorbitante Terminverzögerungen, massive Kostenüberschreitungen und Konflikte zwischen den Projektbeteiligten bestimmen die Wahrnehmung zum Bauprojektmanagement von Großprojekten.
Die Ausführungen in der deutschsprachigen Literatur sowie die Wortmeldungen von Projektbeteiligten, der Politik und diverser Interessengruppen lassen kein einheitliches Bild zum Thema Großprojekte erkennen. Insgesamt sind die Darstellungen von Problemen wie auch Lösungsvorschlägen widersprüchlich, ungenau und unvollständig. Gleichzeitig spielt das Bauprojektmanagement von Großprojekten unter Berücksichtigung der damit verbundenen besonderen Gegebenheiten des deutschen Baumarktes bisher in der wissenschaftlichen Betrachtung eher eine untergeordnete Rolle.
Die Dissertation greift diese Situation auf. Auf Basis einer systematischen Aufarbeitung und Analyse der aktuellen Situation durch eine qualitative Empirie und der Auswertung nationaler und internationaler Studien wird ein umfassendes Verständnis für die von Komplexität beherrschte Gesamtsituation erarbeitet.
Die systemtheoretische Betrachtung zum Umgang mit Fragen der Komplexität, der Handhabung von Unsicherheiten und Risiken sowie der Erhöhung von Resilienz und Anpassungsfähigkeit von Systemen zur Unterstützung der darin agierenden Personen bilden die Grundlage für die Ausarbeitung eines Lösungsansatzes. Untersuchungen zum Umgang mit Kosten und Risiken in britischen Großprojekten ergänzen wichtige Aspekte zu einem strukturierten Risikomanagement.
Darauf aufbauend wird ein bislang nicht existierendes aktionales Gestaltungsmodell entwickelt. Das Gestaltungsmodell berücksichtigt auf der einen Seite die ganzheitliche Betrachtungsweise der Systemtheorie, auf der anderen Seite trägt es dem enormen organisationalen Aufwand und der Größe der Herausforderung sowie der Risiken Rechnung.
Zentrale Gestaltungs‐ und Handlungsempfehlungen ergänzen das aktionale Gestaltungsmodell mit anwendungsorientierten Prinzipien. Sie greifen maßgebliche Aspekte aus den Bereichen ‚Projektziele‘, ‚Projektorganisation, ‚Prozessstabilität‘, ‚Methoden und Werkzeuge‘, ‚Projektkomplexität‘, ‚Leadership und Verantwortung‘ sowie ‚Unsicherheiten und Risiken‘ auf.
Gemeinsam tragen sie zu einer „Balanced Resilient Performance“ bei und dienen dem Management als Ordnungsrahmen, um ein anspruchsvolles Großbauvorhaben in einem dynamischen Umfeld strategisch und ganzheitlich auszurichten, professionell und widerstandsfähig zu gestalten und wirkungsvoll umzusetzen.